Im Unterricht gemeinsam erarbeitete Stellungnahme, als Offener Brief an den Autor der "24 Gründe, kein Weihnachten zu feiern"  adressiert


Offener Brief:

Lieber Herr *** (Daten ab 2003 anonymisiert),
durch einen Hinweis  in einer Newsgroup (news:de.soc.weltanschauung.christentum)  sind wir auf Ihre Seiten
"24 Gründe, kein Weihnachten zu feiern" aufmerksam geworden.
Wir beschäftigen uns als Religionskurs Klasse 11 eines Gymnasiums in Friedberg/Hessen ausführlich mit dem Thema Weihnachten. Dazu nehmen wir an einem Internetwettbewerb teil, in dem unsere Arbeitsergebnisse veröffentlicht werden.
Wir formulieren unsere Kritik als Offenen Brief, um damit auch eine größere Diskussion anzuregen.

Wir haben Ihre Thesen intensiv im Unterricht unabhängig von Ihrer persönlichen Religionszugehörigkeit bearbeitet und diskutiert.

Dabei standen zwei Fragen im Vordergrund:

Als Zusammenfassung haben wir eine Stellungnahme verfasst, die sich auf Ihre in "Etagen" geordneten Argumente bezieht:


zur I. Etage:  "Warum wird Weihnachten im Dezember gefeiert?"

Wir haben ihre Gründe 1-7 bearbeitet und sind zu dem Schluß gekommen, dass Sie zwar sicher Recht haben, was den historischen Wahrheitsgehalt des Datums betrifft. Allerdings ist das für uns kein Grund, Weihnachten nicht zu feiern.
Sicherlich ist der 24. Dezember als tatsächliches Geburtsdatum stark anzuzweifeln, aber das wichtigste ist doch, dass Jesus geboren wurde (s.u.). Das gefeierte Datum ist ein Ergebnis der Kirchengeschichte und somit sicherlich anfechtbar, aber es ist sicher nicht falsch, wenigstens einmal im Jahr, auch als Nichtchrist, Jesus zu gedenken. Wir halten es für notwendig und beachtenswert, dass sich die gesamte Christenheit aller Kirchen und Konfessionen auf beinahe ein einziges Datum geeinigt hat. Zumindest in Europa halten wir auch den Dezember durch seine Symbolik für sehr geeignet.
Außer der Bibel sind die meisten Quellen, die sie anführen, um Ihre Argumente zu belegen (z.B.die "Wieslocher Woche") bestimmt nicht ausschlaggebend für die gesamte Christenheit. Solange man über Geschenke, den Baum, das Essen usw. den eigentlichen Grund nicht übersieht, sollte man getrost Weihnachten feiern, denn es kommt auf einen selbst an, was man aus dem Fest macht. (s.u.)

zur II. Etage: Welche Werte vermittelt das Weihnachtsfest?

Wir haben uns mit Ihren Thesen 8-13 auseinandergesetzt. Dabei kristallierte sich als ihre entscheidende Forderung folgendes heraus: Eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Gründe Weihnachtens. Dabei spielt die Kritik der Kommerzialisierung eine wichtige Rolle.
Wir stimmen ihnen zwar zu, dass Weihnachten mehr und mehr zu einem reinen Fest der Geschenke wird. Aber bitte bedenken Sie, dass auch in der Bibel schon von Geschenken die Rede ist: So brachten bereits die Weisen in Matthäus 2, 11 Jesus Geschenke. Geschenke sind also nicht nur eine schöne Tradition, sondern als Brauch auch biblisch belegt und sollten deshalb auch heute beibehalten werden, solange man dabei den eigentlichen Sinn von Weihnachten nicht vergisst. Das könnte z.B. die christliche Weihnachtsbotschaft (Gott wird Mensch) sein.
Wir kommen auch ohne einen Weihnachtsmann aus (Grund 12/13). Außerdem ist es sehr schwierig heidnische Elemente (auch in der Bibel) von der fundamentalen Weihnachtsaussage der Bibel zu trennen.

Zur III. Etage: Welche Auswirkungen hat das Weihnachtsfest?

Sie beschreiben, dass speziell zu Weihnachten besondere Gefahren und Probleme entstehen.Wir finden, dass diese Gründe sehr weit hergeholt sind. Die Probleme, die sie ansprechen, können auch das ganze Jahr über vorkommen. In den Gründen 16-18 beschreiben Sie komplexe Themen der Gegenwart, die allerdings auf keinen Fall ausschließlich auf Weihnachten alleine zurückzuführen sind.
Beispiele:
Grund 16: (Familien-Streß und Verwandten-Besuche): Familiäre Streitigkeiten kommen auch zu anderen Jahreszeiten vor. Nach unserer Erfahrung lassen sich die möglichen Probleme durch eine bessere Planung, Absprachen und Organisation des Festes verringern.
Grund 17 (Weihnachtsbäume sind schädlich für die Umwelt): Weihnachtsbäume werden speziell für das jährliche Schlagen auf besonderen Böden angepflanzt.  Wenn Sie hier derart vage ökologische Gründe anführen, könnte man beispielsweise auch ökonomische Argumente angeben, z.B. den Beitrag Weihnachtens zum Wirtschaftswachstum im Dezember bzw. die Umsatzsteigerung im Einzelhandel (Sicherung von Arbeitsplätzen).
Grund 18 (Sechs-Monatshaustiere als Weihnachtsgeschenke): Haustiere werden leider auch zu anderen Gelegenheiten zu oft unüberlegt verschenkt. Meinen Sie diese Gründe wirklich ernst? Wir vermuten, dass sie viele Aspekte nur zur Vervollständigung Ihres "Weihnachtskalenders" benötigen. Leider werden dadurch auch Ihren bedenkenswerten, realistischen Gründe abgewertet.
Gerade diese Gründe überzeugen uns jedoch alle nicht, Weihnachten ausfallen zu lassen.
 

Zur IV. und V. Etage: Was lehrt uns die Vergangenheit  von Weihnachten?

Ihre Gründe 20-24, Weihnachten nicht zu feiern, können wir nicht vertreten. In den Gründen 20-23 sagen Sie, dass man das Heidentum, ihre Feste, Bräuche und Symbole meiden soll und sich nur auf Gott als Herrscher alleine beziehen soll.
Dies belegen Sie mit Bibelstellen, doch vergessen Sie, dass in der Bibel auch steht, dass alle Menschen auf der von Gott geschaffen sind. Der christliche Glaube sollte also auch Toleranz gegenüber nicht-christlichen, sog. heidnischen Positionen üben.
Auch der Grund 24, der besagt, dass wir durch Weihnachten jedes Jahr Jesus Christus nur als Baby sehen und somit Gotteslästerung betreiben, ist nach unserer Meinung nicht richtig. Denn wir feiern die Geburt Jesus Christus, der sich gerade als wahrer Mensch und nicht nur als Herrscher auf der Erde verwirklicht hat.



Falls Sie auf unsere Stellungnahme reagieren wollen, können Sie uns mit der Post etwas schicken:
eR 11 Sh
Burggymnasium
Burg 8
61169 Friedberg

Oder eben auch per Email an unseren Lehrer:     Herr StR Sach


Übrigens: Was für ein Motorrad fahren Sie denn? Haben Sie denn den großen 1er?
 

Herzlichen Dank für die Anregungen durch Ihre Thesen und die freundliche Aufnahme unserer Anmerkungen .

Ihr Religionskurs 11aus Friedberg


bearbeitet im Januar 1998

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