Diese Seite befand sich während der Arbeit an unserem Projekt noch im Internet. Der Autor hat mittlerweile alle religiösen Inhalte seiner Homepage vom Netz genommen. Um unsere damalige Diskussion weiterhin zu dokumentieren, präsentieren wir ab sofort (August 2003) eine anonymisierte Fassung des Email-Austauschs. Im Anschluß an diese Auseinandersetzung bekommen wir heute noch einige Reaktionen. Siehe dazu auch die Übersicht zu unserem Email-Projekt.

 (Zuletzt aktualisiert: 30. Januar 1998)

Offener Brief über
"24 Gründe, kein Weihnachten zu feiern"

Am 28. Januar 1998 erhielt ich per eMail einen "Offenen Brief" bzgl. meiner "24 Gründe, kein Weihnachten zu feiern". Diesen Brief - von einem Religionskurs der Stufe 11 - veröffentliche ich hier auf dieser Seite - inclusive meiner Kommentare und Ergänzungen in der rechten Spalte. 

Zunächst möchte ich mich jedoch bei Herrn Sach, dem Lehrer des Kurses, dafür bedanken, daß er seinen Schülern die intensive Auseinandersetzung mit den "24 Gründen" ermöglicht hat. Und auch dafür, daß er mir diesen Offenen Brief seiner Schüler zukommen ließ. Und dem Reli-Kurs danke ich für seine offenen Worte... 

Für diejenigen, die dies vielleicht nur als gedrucktes Dokument lesen, habe ich in der rechten Spalte auch die Internet-Adressen angegeben, die hinter den Links in dem Offenen Brief stecken.

 
Offener Brief: 

Lieber Herr ***, 

durch einen Hinweis  in einer Newsgroup (news:de.soc.weltanschauung.christentum) sind wir auf Ihre Seiten "24 Gründe, kein Weihnachten zu feiern" aufmerksam geworden.

   
Wir beschäftigen uns als Religionskurs Klasse 11 eines Gymnasiums in Friedberg/Hessen ausführlich mit dem Thema Weihnachten. Dazu nehmen wir an einem Internetwettbewerb teil, in dem unsere Arbeitsergebnisse veröffentlicht werden.    
Wir formulieren unsere Kritik als Offenen Brief, um damit auch eine größere Diskussion anzuregen. 

Wir haben Ihre Thesen intensiv im Unterricht unabhängig von Ihrer persönlichen Religionszugehörigkeit bearbeitet und diskutiert. 

Dabei standen zwei Fragen im Vordergrund: 

  • Sind die Argumente und die Argumentationsweise des Autors (***) stichhaltig? Können seine genannten "Gründe, Weihnachten nicht zu feiern" überzeugen?
  • Inwiefern könnte ein moderner protestantischer Theologe, diese Argumente *** nachvollziehen oder kritisieren? (Dazu bezogen wir uns auf einen Text von Gerhard Gloege: Die Menschwerdung Gottes und der moderne Mensch. Weihnachten; in: Die Feste der Christenheit und der moderne Mensch; Evangelisches Verlagswerk Stuttgart, 1968, 27-39)
Als Zusammenfassung haben wir eine Stellungnahme verfasst, die sich auf Ihre in "Etagen" geordneten Argumente bezieht:
   

zur I. Etage: "Warum wird Weihnachten im Dezember gefeiert?" 

Wir haben ihre Gründe 1-7 bearbeitet und sind zu dem Schluß gekommen, dass Sie zwar sicher Recht haben, was den historischen Wahrheitsgehalt des Datums betrifft. Allerdings ist das für uns kein Grund, Weihnachten nicht zu feiern. 

Sicherlich ist der 24. Dezember als tatsächliches Geburtsdatum stark anzuzweifeln, aber das wichtigste ist doch, dass Jesus geboren wurde (s.u.). Das gefeierte Datum ist ein Ergebnis der Kirchengeschichte und somit sicherlich anfechtbar, aber es ist sicher nicht falsch, wenigstens einmal im Jahr, auch als Nichtchrist, Jesus zu gedenken. Wir halten es für notwendig und beachtenswert, dass sich die gesamte Christenheit aller Kirchen und Konfessionen auf beinahe ein einziges Datum geeinigt hat. Zumindest in Europa halten wir auch den Dezember durch seine Symbolik für sehr geeignet.

    Als Christ ist mir die Geburt Jesu Christi natürlich ebenfalls sehr wichtig, und ich habe dies ja auch direkt unter Grund 1 erwähnt. 
  Auch Euer Hinweis auf die Symbolik des Dezembers für das Weihnachtsfest deckt sich ja mit meinen Ausführungen (siehe z.B. Grund 4 und Grund 20). 
  Jedoch glaube ich, als Christ sollte man sich fragen, wie wohl Gott über das Feiern heidnischer Feste denkt - auch wenn sie vielleicht heute sehr populär sind. Jedenfalls haben die Apostel und die Urchristen des ersten Jahrhunderts offenbar kein Weihnachten gefeiert - es gibt zumindest weder biblische noch geschichtliche Hinweise darauf. 
Außer der Bibel sind die meisten Quellen, die sie anführen, um Ihre Argumente zu belegen (z.B.die "Wieslocher Woche") bestimmt nicht ausschlaggebend für die gesamte Christenheit. Solange man über Geschenke, den Baum, das Essen usw. den eigentlichen Grund nicht übersieht, sollte man getrost Weihnachten feiern, denn es kommt auf einen selbst an, was man aus dem Fest macht. (s.u.)     Welche Quelle "außer der Bibel" ist denn "ausschlaggebend für die gesamte Christenheit"? Eine solche Quelle gibt es doch wohl nicht, und daher zitiere ich aus Werken wie Meyers Konversations- Lexikon, U.S. Catholic, New Encyclopædia Britannica, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Der Wachtturm, Encyclopedia Americana, History Today, World Book Encyclopedia, Wieslocher Woche und anderen Quellen. 
  Es sind also keineswegs nur so provinzielle Quellen wie die "Wieslocher Woche" (deren Zitat aber unbestritten ist), auch wenn Euer Offener Brief diesen Eindruck anscheinend zu vermitteln sucht. 
 

zur II. Etage: Welche Werte vermittelt das Weihnachtsfest? 

Wir haben uns mit Ihren Thesen 8-13 auseinandergesetzt. Dabei kristallierte sich als ihre entscheidende Forderung folgendes heraus: Eine Rückbesinnung auf die eigentlichen Gründe Weihnachtens. Dabei spielt die Kritik der Kommerzialisierung eine wichtige Rolle. 

Wir stimmen ihnen zwar zu, dass Weihnachten mehr und mehr zu einem reinen Fest der Geschenke wird. Aber bitte bedenken Sie, dass auch in der Bibel schon von Geschenken die Rede ist: So brachten bereits die Weisen in Matthäus 2, 11 Jesus Geschenke. Geschenke sind also nicht nur eine schöne Tradition, sondern als Brauch auch biblisch belegt und sollten deshalb auch heute beibehalten werden, solange man dabei den eigentlichen Sinn von Weihnachten nicht vergisst. Das könnte z.B. die christliche Weihnachtsbotschaft (Gott wird Mensch) sein.

    Wie ich z.B. unter Grund 9 deutlich ausgeführt habe, bin ich ja ebenfalls nicht gegen das Schenken und Beschenktwerden an sich. Jedoch finde ich das Zitat aus U.S. Catholic, das dort angeführt ist, sehr passend. 
  Bezüglich der Geschenke der "Weisen" aus Matthäus 2,11 verweise ich hiermit auf meine Internet-Seite www.***.de. Es handelte sich nicht um Weihnachts-Geschenke. Außerdem handelte es sich bei den "Weisen" nicht um Diener Gottes. Sie als Beispiele für einen biblisch belegten Brauch anzuführen, ist daher unpassend. Aber wie gesagt: Ich bin nicht gegen das Schenken, sondern nur gegen Christus-entehrende Weihnachtsgeschenk- Orgien. 
Wir kommen auch ohne einen Weihnachtsmann aus (Grund 12/13). Außerdem ist es sehr schwierig heidnische Elemente (auch in der Bibel) von der fundamentalen Weihnachtsaussage der Bibel zu trennen.     Die Frage ist doch: "Kommt Weihnachten heute noch ohne Weihnachtsmann aus?" 
  Und eine weitere Frage: "Welche heidnischen Elemente in der Bibel finden sich denn in welcher fundamentalen Weihnachtsaussage der Bibel?" Ich kann beides in der Bibel nicht finden - nicht einmal das Wort "Weihnachten" oder nur die Andeutung einer Weihnachts-Feier. 
 

Zur III. Etage: Welche Auswirkungen hat das Weihnachtsfest? 

Sie beschreiben, dass speziell zu Weihnachten besondere Gefahren und Probleme entstehen. Wir finden, dass diese Gründe sehr weit hergeholt sind. Die Probleme, die sie ansprechen, können auch das ganze Jahr über vorkommen. In den Gründen 16-18 beschreiben Sie komplexe Themen der Gegenwart, die allerdings auf keinen Fall ausschließlich auf Weihnachten alleine zurückzuführen sind.

    Wie ich deutlich bei den hier kritisierten Punkten, Grund 14 und Grund 15, ausgeführt habe, sind es keine "speziell zu Weihnachten" auftretenden Gefahren und Probleme, sondern ich schreibe z.B. "Natürlich muß man zugeben, daß diese Risiken auch bei Tätigkeiten auftreten können, die nicht so bedenklich wie das Feiern von Weihnachten sind. ... Aber warum soll man sich für eine Feier, die ohnehin verkehrt und gottentehrend ist, auch noch einem erhöhten Risiko aussetzen?". Oder: "Daran hat natürlich nicht das Weihnachtsfest an sich Schuld...". 
  Somit mache ich doch selber deutlich, daß diese Punkte nicht durch das Weihnachtsfest selbst ausgelöst werden - darin sind wir offenbar einer Meinung. Allerdings nehmen diese "Risiken und Nebenwirkungen" zu Weihnachten deutlich zu, was (wenn man die vorangegangenen 13 Gründe verinnerlicht hat) den Schluß nahelegen könnte, sein Verhalten an Weihnachten etwas vernünftiger zu gestalten... 
Beispiele: 

Grund 16: (Familien-Streß und Verwandten-Besuche): Familiäre Streitigkeiten kommen auch zu anderen Jahreszeiten vor. Nach unserer Erfahrung lassen sich die möglichen Probleme durch eine bessere Planung, Absprachen und Organisation des Festes verringern.

    Ich habe doch in Grund 16 sehr deutlich gemacht, daß dieser Punkt nur "für einige" zutrifft. Meiner Erfahung nach sind es jedoch nicht wenige, für die Weihnachten ein erheblicher Streß-Faktor ist. 
Grund 17 (Weihnachtsbäume sind schädlich für die Umwelt): Weihnachtsbäume werden speziell für das jährliche Schlagen auf besonderen Böden angepflanzt.  Wenn Sie hier derart vage ökologische Gründe anführen, könnte man beispielsweise auch ökonomische Argumente angeben, z.B. den Beitrag Weihnachtens zum Wirtschaftswachstum im Dezember bzw. die Umsatzsteigerung im Einzelhandel (Sicherung von Arbeitsplätzen).     Zunächst einmal möchte ich klarstellen, daß ich nie behauptet habe, Weihnachten hätte nur schädliche Auswirkungen. Jedoch verwundert es mich doch sehr, daß ich auch hier als Kritik an meiner Argumentation wieder fast wörtlich meine Ausführungen wiederfinde, denn ich habe ja unter Grund 17 über das Argument, "daß die Weihnachtsbäume speziell als solche aufgeforstet wurden" geschrieben. 
  Die Argumentation mit der "Sicherung von Arbeitsplätzen" ist allerdings - wenn man dafür ökologische Bedenken bagatellisiert - genauso stichhaltig wie die Rechtfertigung der Tabak- und Rüstungsindustrie mit der "Sicherung von Arbeitsplätzen". 
Grund 18 (Sechs-Monatshaustiere als Weihnachtsgeschenke): Haustiere werden leider auch zu anderen Gelegenheiten zu oft unüberlegt verschenkt. Meinen Sie diese Gründe wirklich ernst? Wir vermuten, dass sie viele Aspekte nur zur Vervollständigung Ihres "Weihnachtskalenders" benötigen. Leider werden dadurch auch Ihren bedenkenswerten, realistischen Gründe abgewertet. 

Gerade diese Gründe überzeugen uns jedoch alle nicht, Weihnachten ausfallen zu lassen.

    Dieser Grund 18 war im Text eindeutig als ein Nebengedanke bzw. eine "Nebenwirkung von Weihnachten" gekennzeichnet, und es wird wörtlich gesagt: "Es stimmt zwar, daß dieses fürchterliche Schicksal nicht nur Weihnachts- Hunden oder -Katzen widerfährt...". Aber wer will bestreiten, daß zu Weihnachten besonders leichtfertig geschenkt wird? 
  Natürlich nehme ich diese Gründe wirklich ernst. Ich habe deutlich gemacht, daß dieser Punkt ein Nebengedanke ist, der die anderen Argumente stützt. Und ich bin nicht davon ausgegangen, daß jedes Argument alleine imstande sein wird, Weihnachten aus allen Köpfen und Herzen zu verbannen. Man sollte sie alle unvoreingenommen lesen, und sich dann fragen, welche Argumente es denn für das Weihnachtsfest gibt (außer Spekulatius, Marzipankartoffeln, Printen, etc., die ich auch gerne esse). 
  Zu dem Vorwurf, diese Argumente ständen nur hier, um auf 24 Gründe zu kommen: Zu diesem Zweck habe ich Grund 4 und Grund 5 nicht zu einem Argument zusammengefaßt, obwohl dies durchaus möglich gewesen wäre. Aber dies hier sind eigenständige Gedanken, wenn auch wohl nicht die Haupt-Argumente. Hätten mir weitere Gründe gefehlt, hätte sich dies leicht dadurch ausgleichen lassen, daß sich problemlos mehr biblische Argumente gegen Weihnachten finden, als nur die drei angeführten. 
 

Zur IV. und V. Etage: Was lehrt uns die Vergangenheit von Weihnachten? 

Ihre Gründe 20-24, Weihnachten nicht zu feiern, können wir nicht vertreten. In den Gründen 20-23 sagen Sie, dass man das Heidentum, ihre Feste, Bräuche und Symbole meiden soll und sich nur auf Gott als Herrscher alleine beziehen soll. 

Dies belegen Sie mit Bibelstellen, doch vergessen Sie, dass in der Bibel auch steht, dass alle Menschen auf der von Gott geschaffen sind. Der christliche Glaube sollte also auch Toleranz gegenüber nicht-christlichen, sog. heidnischen Positionen üben.

    Hierzu würde ich außer der Lektüre der Gründe 19-24 auch das Lesen der Bibel dringend empfehlen. Nirgendwo läßt die Bibel erkennen, daß Gott mit einer Vermischung christlicher und "heidnischer" Glaubenslehren einverstanden ist. Und die unter Grund 22 und Grund 23 genannten Bibeltexte sind bei weitem nicht die einzigen Schriftstellen, die eindeutig zeigen, daß Gott solches Verhalten keineswegs toleriert. Bestimmt läßt sich die Übernahme heidnischer Bräuche nicht damit begründen, daß alle Menschen von Gott geschaffen sind, denn dies bedeutet keineswegs, daß alle verschiedenen Religionen von Gott geschaffen wurden. 
  Natürlich sollten Christen nicht so intolerant sein und andere Religionen bekämpfen (wie es im Namen der Christenheit leider zu oft geschehen ist). Ein toleranter Christ läßt die anderen in ihren Handlungen fortfahren, übernimmt aber nicht ihre "heidnischen" Bräuche. Statt dessen verkündet er die gute Botschaft von Gottes Königreich. 
Auch der Grund 24, der besagt, dass wir durch Weihnachten jedes Jahr Jesus Christus nur als Baby sehen und somit Gotteslästerung betreiben, ist nach unserer Meinung nicht richtig. Denn wir feiern die Geburt Jesus Christus, der sich gerade als wahrer Mensch und nicht nur als Herrscher auf der Erde verwirklicht hat.     Das Wort "Gotteslästerung" habe ich nicht gebraucht. Aber niemand wird doch wohl ernsthaft behaupten, daß das Weihnachtsfest den meisten Menschen hilft, ernsthaft über Jesu heutige und zukünftige Rolle nachzudenken. Wenn einige dies trotz der kritisierten Entartung des Weihnachtsfestes tun, ist dies ja gut und ihnen bestimmt auch zum Nutzen. Jedoch ist Weihnachten, wie es heute gefeiert wird, bestimmt für die meisten Menschen nicht gerade ein sehr religiöser Anlaß. 

Falls Sie auf unsere Stellungnahme reagieren wollen, können Sie uns mit der Post etwas schicken: 

eR 11 Sh
Burggymnasium
Burg 8
61169 Friedberg

Oder eben auch per Email an unseren Lehrer: Herr StR Sach

   

Übrigens: Was für ein Motorrad fahren Sie denn? Haben Sie denn den großen 1er?

    Ja, ich gehöre noch zu den glücklichen Leuten, die direkt mit 18 den "richtigen" 1er machen durften. Allerdings würde für mein derzeitiges Gefährt auch der 1a ausreichen: Es ist nämlich "nur" eine Honda CM 200 T - uralt, aber mit 17 PS unschlagbar billig. Fährt 120 km/h und das für eine Versicherung von 56 DM im Jahr :-) 
Herzlichen Dank für die Anregungen durch Ihre Thesen und die freundliche Aufnahme unserer Anmerkungen. 

Ihr Religionskurs 11 aus Friedberg 


bearbeitet im Januar 1998
  Und Euch noch einmal einen herzlichen Dank, daß Ihr mir geschrieben habt. Viel Erfolg bei Eurem Wettbewerb...  



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