Weihnachtsbotschaft und Weihnachtserzählungen:
Man muß zwischen der Weihnachtsbotschaft und den Weihnachtserzählungen unterscheiden. Die Weihnachtsbotschaft ist das älteste Stück. Sie ist einstimmig und älter als die Weihnachtserzählungen. Die Christen haben zuerst der Weihnachtsbotschaft geglaubt. Sie wird von den Schriften des Neuen Testamentes vorausgesetzt. Die Weihnachtsgeschichten sind jünger und es gibt viele verschiedene.
Lukas verbindet in seinem Evangelium zwei ursprünglich selbständige
Erzählungen miteinander, die aus völlig verschieden Überlieferungen
stammen. Nimmt man die beiden Erzählungen als historischen Bericht,
so schließen sie sich gegenseitig aus. Denn in Lukas 1 ist Maria
ein unverheiratetes Mädchen, das von keinem Manne weiß. Nach
Lukas 2 jedoch war sie jung verheiratet und teilte Heimat und Herkunft
mit ihrem Mann. Joseph ist Jesu wirklicher Vater.
Das Weihnachtsevangelium berichtet nichts von der Geburt Jesu aus der
Jungfrau. Auch der Akt der Empfängnis und der Vorgang der Geburt wird
von keiner Weihnachtserzählung beschrieben, geschweige denn ihre Art
geschildert.
Es handelt sich also bei den Weihnachtserzählungen nicht um geschichtlich
verbürgte Nachrichten. Die Weihnachtserzählungen sind Legenden.
Nicht die Weihnachtserzählungen, sondern die Weihnachtsbotschaft
schafft den Weihnachtsglauben. Erst der Weihnachtsglauben schafft die Weihnachtserzählungen.
Man kann dem Glauben nicht vorschreiben, sich bei seinen Äußerungen
ausschließlich des protokollarischen Berichts zu bedienen.
Kräftiger als historische Dokumente es können bringen die
Legenden die Weihnachtsbotschaft zum Klingen. Es gibt zwei Legenden: Die
Marienlegende und die Hirtenlegende. Sie sagen beide etwas Gültiges
aus. Die Marienlegende sagt, daß Gott sich durch Jesu den Menschen
nähert. Er setzt den Jungfrauensohn als Herrscher auf Davids Stuhl.
Die Hirtenlegende sagt uns, daß er Herrscher der ganzen Welt
ist. In der Hirtenlegende wird Jesu als Krippenkind dargestellt, das Hirten
in einem Stall finden und das Heil bringt.